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Der Stil des „Punkabilly“ verbindet die Mode der 50er und 60er Jahre mit den musikalischen Einflüssen des Rock’n’Rolls und des Punk-Rocks. Als kleiner Bruder des bekannten „Rockabilly-Stils“ übernimmt er einzelne Modeelemente, grenzt sich aber durch punkige Merkmale deutlich ab. Was als Ausdruck des Aufbegehrens gegen die ältere Generation seinen Anfang nahm, ist heute ein wahrer Klassiker der Vintage-Moderichtung.
Die Entstehungsgeschichte des Punkabilly
Immer mehr junge Menschen aus der weißen, amerikanischen Mittelschicht begeisterten sich in den 50er und 60er Jahre für Rock’n’Roll. Sie lauschten oft heimlich den Songs, die teilweise von illegalen Radiostationen gesendet wurden. Langsam, aber sicher entstand im Laufe der Zeit daraus eine Protestkultur der Jugend, die sich zum einen in der Musik, zum anderen aber auch in der Mode der 50er Jahre widerspiegelte.
In diesem Zeitraum, der geprägt war von Pomaden-Duft, schweren Parfums und der klassischen Elvistolle, wurde die Rockabilly-Mode geboren. Als in den 80er Jahren der Punk-Rock aufkam verbanden sich die modischen Stile zusehends. Das war die Geburtsstunde des Punkabilly.
Pin-Up und Rock’n’Roll sorgten für eine Zäsur in der Mode
Der neu entstandene Hybridstil kopierte vor allem die eleganten Elemente der Ikonen des Rock’n’Roll, allen voran Elvis Presley und Bettie Page. Während sich Bettie Page als Akt- und Pin-Up-Modell in sexy Satinhandschuhen und anmutigen, roten Kleidern zeigte und damit die Massen begeisterte, überzeugte Elvis nicht nur mit seiner Haartolle, sondern befreite auch die Männermode von eingefahrenen Stilen: Mit ihm wurde die Farbe „Pink“ bei Männerhemden tragbar. Auch die Jeansjacke wurde durch ihn zu einem absoluten Mode-Must Have.
Die Stil-Ikonen Page und Elvis bescherten der Modewelt einen revolutionären Umbruch, ein Umbruch der bei der älteren Generation für Kopfschütteln sorgte: Schwungvolle Kleider mit weißem Rüschen-Absatz zeigten von nun an mehr Bein und reichten nur noch bis knapp unter das Knie. Petticoats, die diese Kleider als Unterröcke noch aufregender machten, bekamen ebenso viel Aufmerksamkeit wie die roten Punkte, die so genannten „Polka Dots„. Die auffälligen Farben wurden von den Damen gerne noch mit rot-geschminkten Lippen unterstrichen. High Heels und Pumps á la Bettie waren ein gern getragenes Schuhwerk. Leoprints verzierten von nun an Handtaschen oder Schals.
In einer Zeit, in welcher sich die Bevölkerung des Westens mit den Folgen des Zweiten Weltkriegs beschäftigen musste und der Kalte Krieg in Europa für Zwiespalt und Unsicherheiten sorgte, gab es einen strikten Dresscode, der vor allem von jungen Männern und Rock’n’Roll-Anhängern allzu gerne durchbrochen wurde. Die konforme Mode wurde vom „Ivy-League-Stil“ dominiert: Konservative Männeranzüge – vorzüglich beim Herrenausstatter „Brooks Brothers“ erworben – wurden mit Clubkrawatten und einfachen Penny–Loafern kombiniert.
Diesem ewig-gleichen Outfit setzten die Rockabillys Hosenträger, stylisch-auffallende Gürtel, Hemden mit Blumen-, Flamingo- oder Leoprints, weite Hüte und Jeansjacken in den unterschiedlichsten Ausführungen und Farbtönen entgegen. Dieser Look der 1950er galt als erfolgreicher Befreiungsschlag von den engstirnigen Konservativen und der ewigen Angst vor dem Krieg!
Punk Rock als modische Rebellion
Auch der Punkabilly Style steht in der Tradition dieses revolutionären Geistes. An der stilistischen Kreation war vor allem die bekannte Modedesignerin Vivienne Westwood maßgeblich beteiligt: Die englische Berühmtheit ließ sich von der Londoner Untergrund-Szene der 60er Jahre inspirieren.
In der Subkultur war ihr die Weiterentwicklung des Rockabilly-Stils aufgefallen. Längst waren nicht mehr nur Jeansjacken in, auch die robuste Biker-Lederjacke wurde zunehmend in Szenevierteln und Punk Rock-Clubs getragen. Westwood gelang eine Neuschöpfung der rebellischen Mode dieser Zeit: Den Style des Rockabillys ergänzte sie um die damals angesagten modischen Elemente der neuen Subkultur.
Die Designerin und ihr Punkabilly-Look übernahmen aus der Vintage-Mode der 50er hauptsächlich die Verspieltheit der Formen sowie die Polka Dots. Lederjacken und zerrissene Jeanskutten wurden mit schottischen Mustern verziert, ärmellose T-Shirts mit Aufdrucken wie „Please Kill Me“ oder „Destroy“ versehen und jede freie Stelle der Kleidung mit bunten Buttons und Pins versehen.
Eine weitere Parallele zwischen beiden Modestilen ist aber sicher die Aufsässigkeit und der revolutionäre Geist, der auch für den Punkabilly typisch ist. Wieder waren es die Musiker, die in Ihren Texten diesen Geist zum Ausdruck brachten und der neuen Moderichtung zum Durchbruch verhalfen. Legendäre Punk-Bands wie die „New York Dolls“ oder die „Sex Pistols„ kleideten sich in schrillem Punkabilly-Look.
Die neue, radikalere Ästhetik der bunten, rebellischen Mode – die Westwood in ihrer eigenen Modeboutique mit dem schlichten, provokanten Namen „SEX“ verkaufte – erfreute sich großer Beliebtheit unter den jungen Menschen. Dieser Hype um den Punkabilly-Style reichte weit hinein in die 80er Jahre und prägte zu dieser Zeit die westliche Subkultur und Modewelt.
Outfitinspirationen für den eigenen Punkabilly-Style
Um den Style der Rebellion in ein alltagstaugliches Outfit zu integrieren, bedarf es einiger Kniffe und Tricks. Typische Mode-Elemente der 50er oder 60er Jahre können geschickt in die Alltagskleidung integrieren werden. Dabei lassen sich einzelne Accessoires im Punkabilly-Style gut verwenden.
Einige Ideen haben wir für Sie zusammengestellt:
- Für ein freches aber dezentes Outfit kombiniert man ein sommerliches, weißes Kleid mit einer kleinen Handtasche im Leoprint. Der dazu passende, dicke Armreifen und die Ballerinas mit animalischem Print machen den rockigen Style für den Alltag perfekt!
- Die typischen Polka Dots des Rockabilly kann man aufgreifen und durch einen gemusterten Schal oder eine stylische Shopper-Bag zum Ausdruck bringen. Alternativ empfiehlt sich auch ein gepunktetes Oberteil in rot-weiß oder blau-weiß zu einer schlichten Jeans oder einer unauffälligen, engsitzenden Leggins.
- Für die Herren eignet sich Denim-Stoff besonders gut: Mit einem schicken Jeanshemd und einer schlichten Jeanshose transportiert man den Punkabilly-Style dezent in den Alltag hinein. Wer es auffälliger mag, kann zum Jeans-Look edle Lackschuhe mit angedeutetem Schlangen- oder Leoprint kombinieren.
Wer es rebellischer mag, kann sich an der Vintage-Mode des Rockabilly orientieren. Dabei gilt: Im Zweifel eher auffällig, ungewöhnlich und ruhig etwas übertreiben. Für die Damen im Punkabilly-Style kommen Petticoat oder ein weit geschnittenes Punkte-Kleid in Kombination mit glänzend schwarzen Pumps in Frage. Dazu trägt die Lady eine Hochsteckfrisur und knallrote Lippen. Die punkigen Herren wählen eine weiße Anzughose kombiniert mit einem Hemd, das über florale Blumenmuster verfügt. Den Look vollendet eine schwarze Lederjacke.