« Wie sich die Styles in den letzten 100 Jahren gewandelt haben »
Mode ist im stetigen Wandel. Allein in den letzten 100 Jahren erlebte die westliche Modegeschichte große Umbrüche, löste Begeisterung und manchmal Entsetzen aus und begleitete auch Sie ein Stück weit. Wie viel von den Goldenen Zwanzigern des vergangenen Jahrhunderts findet sich in 2022 wieder? Gehen Sie mit uns auf eine kleine Reise und sehen Sie, wie sich die Mode im Wandel der Zeit verändert.
Das war die Mode in den letzten Jahrzehnten
Nach der Jahrhundertwende und dem Ersten Weltkrieg lautete Devise zunehmend, sich aus alten Zwängen und verstaubten Mustern zu befreien. Mode im Wandel der Zeit zeigt immer auch die großen Veränderungen in der Gesellschaft an. Manchmal geht sie ihnen voraus oder andernfalls aus ihnen hervor. Das macht eine Reise durch die Modegeschichte so interessant: Die Styles sind immer ein Spiegel einer Ära.
20er – die goldenen Zwanziger
Das Leben in vollen Zügen genießen, so das Motto der Damen- und Herrenmode nach dem Krieg. Während Herren aus steifen Kleidervorschriften herausfanden und ein bisschen den Dandy in sich entdeckten, ging es in der Damenmode um nichts Geringeres als die Befreiung von den Geschlechterklischees. Frauen hatten von nun an (auch) die Hosen und Hosenanzüge an. Damit entstand eine ganz neue Bewegungsfreiheit, die Kleider der Vergangenheit nicht boten. Wie beim einheitlich getragenen Bubikopf war Variantenreichtum dabei weniger wichtig. Die meist geraden Schnitte blieben schlicht und unterschieden sich höchstens in ihrer Qualität. Feminin und glamourös durfte es dennoch sein und zwar mit Federboas, extravaganten Hüten und zarten Hemdkleidchen. Kleider endeten erstmals leicht über dem Knie. Damit betonten sie jedoch nicht so sehr die weibliche Note der Trägerin als vielmehr deren Drang nach Freiheit. Vorbild und prägende Ikone der Zeit war Coco Chanel mit ihrer Kreation des Kleinen Schwarzen.
30er – dress to impress
Wer sich für Mode im Wandel der Zeit interessiert, denkt bei der Weiterreise in die 1930er Jahre sicher zuerst an Marlene Dietrich. Ihr Style setzt bis heute Modetrends. Von der bis heute beliebten Marlenehose bis hin zu dem lasziv-androgynen Look. Maskuline Hosenanzüge kommen in Kombination mit hohen Keilabsätzen oder betont femininen Blusen und einem Make-up à la Femme Fatale zum Einsatz. Insgesamt wurde die Mode nach den 20ern jedoch wieder weiblicher. Kleider und Röcke gestalteten sich wieder etwas länger und weitschwingender. Trotz auflodernder Wirtschaftskrise sollte die Kleidung möglichst schick und akkurat wirken. So erfreuten sich etwa adrette Kostüme in V-Form mit starken Schulterpolstern großer Beliebtheit. Nicht zu vergessen: asymmetrische Abendroben, pompöse Capes und schwere Pelzmäntel für noch mehr luxuriösen Glamour als starken Kontrast zum Zeitgeschehen.
40er – Mode im Stillstand
Der Zweite Weltkrieg sorgte überall für Knappheit und machte auch vor der Mode nicht Halt. Der Stoffmangel führte zu engeren und minimalistischeren Designs. Ein gewisser Stillstand im gesellschaftlichen Leben machte sich bemerkbar. Kleider der Damenmode werden ersetzt durch das loyale Pendant zur Uniform der Soldaten: kastenförmige Kostüme aus Blazer und knieumspielendem Bleistiftrock. Hochgeschlossene Oberteile waren angesagt. Dennoch erlebt die Weiblichkeit gerade mit dem Ausgang der 40er ein spannendes Revival, vielleicht als Rückkehr blühender Lebensfreude nach dem Krieg. Nun waren die Sanduhr-Silhouette im Kommen, Hosen und Röcke waren vorwiegend im taillenbetonten High Waist Style gehalten.
50er – die Aufbruchsjahre
Der Inbegriff der Kleidung der 50er ist für viele der Petticoat. Frauen zeigten zu dieser Zeit ihre Kurven und die Damenmode betont stark die weibliche Seite. Marilyn Monroe und Brigitte Bardot waren die Ikonen dieser Ära. Ihr verführerischer Style prägte die Modegeschichte. Hosen bekamen so gut wie gar keine Chance mehr. Der Drang nach Freiheit wich einer Rückbesinnung auf ein traditionelles Frauenbild. Zu weit schwingenden Röcken kamen bevorzugt Twinsets aus gestricktem Pullover und passendem Jäckchen zum Tragen.
60er – Sex, Drugs & Rock’n Roll
Wieder einmal bemühte sich die Mode um einen Wandel und darum, die vorangegangenen Jahrzehnte zu übermalen. Nach der Zeit ausgeprägter Weiblichkeit stand nun ein knabenhaftes Aussehen hoch im Kurs. Vorbilder wie etwa das sehr dünne Model riefen den für die kommenden Jahrzehnte andauernden extremen Schlankheitskult ins Leben. Maskuline Kleidung war wieder en vogue, im Vergleich zu den 20ern aber eher schrill und knallig bunt. Motto: „Es gefällt, was auffällt“. Provokation gehörte zum guten Ton: So schockte Yves Saint Laurent 1966 mit einer vollkommen transparenten Bluse im sogenannten Nude-Look. Evergreens der Ära bleiben hingegen bis heute: Schlaghosen und Trägerkleider.
70er – Flowerpower
Die Kleider wurden im Wandel der Zeit wieder länger. Genauer gehörte die Maxilänge in den 70ern zu den Modetrends. Die Hippie-Bewegung prägte die Art, sich zu kleiden. Flippig und unkonventionell sollte es sein. Selbstgeschneiderte Trendmode ist in, während alles Elegante und Damenhafte absolut out war. Neben bodenlange Hippie-Kleider gesellten sich deshalb auch ultrakurze Miniröcke und Hotpants. Außerdem eroberte ein Material für alle kommenden Jahrzehnte die Weltbühne: der Jeansstoff! Schlaghosen blieben Modetrends, wurden aber ergänzt durch große Blumen und bunte Muster. Mitte der 70er kamen ostasiatische Einflüsse hinzu mit Kimono und Kaftan. Schließlich mauserte sich ABBA zum modischen Mainstream-Vorbild und leitete damit die Discowelle ein.
80er – Jahrzehnt des schlechten Geschmacks
Mode im Wandel der Zeit war immer mal etwas dezenter, dann schriller. Letzteres erlebte im folgenden Jahrzehnt seinen zweifelhaften Höhepunkt. Für viele machte die damalige Trendmode die 80er zum Jahrzehnt des schlechten Geschmacks. Von üppigen Schulterpolstern über Karottenhosen bis zu kunstfasernen Blousons hatte die Ära einiges zu bieten. Die Pop-Ikone Madonna veranschaulichte verschiedenste Styles. Möglichst überladen sollte das Outfit daherkommen. Dazu trug der Aerobic-Trend aus den USA bei: Stirnbänder, Tennissocken und weiße Stulpen galten im Alltagslook als trendy. Als Protest kristallisierten sich verschiedene Subkulturen wie etwa Punks heraus. Schnell weiter in der Geschichte der Mode.
90er – zwischen Techno und Galaxis
Nach dem Motto „Girls just wanna have fun“ wurde in den 90ern der Girly Look immer beliebter, dazu bitte Neonfarben, Latzhosen und kurze Röcke. Die Kleider wurden verglichen mit den überfrachteten 80ern minimalistischer mit eher geradlinigen Schnitten. Die Ästhetik von Kate Moss und Kurt Cobain beeinflussten das Trendgeschehen ebenso wie die musikalischen Subkulturen von Hip Hop bis Grunge. Im Zuge dieser Entwicklung trat das karierte Hemd, auch als Holzfällerhemd bekannt, seinen Siegeszug an. Ein gewisser Shabby Chic war gefragt, auch Skater Wear und ausgebeulte Baggypants bestimmten die Herrenmode.
2000er – neues Zeitalter, doch alles beim Alten?
Nicht immer bringt die Mode im Wandel der Zeit viel Neues hervor – so etwa in den 2000ern: Knallenge Röhrenhosen und Chinos gab es bereits in den 50er und 60er-Jahren des nunmehr vergangenen Jahrhunderts. Der Leggings-Trend erinnert an die 80er, während die bis 2009 unglaublich beliebten Bolero-Jäckchen ebenfalls bereits in den 50er Jahren geschätzt wurden. Dass der Hosenbund in ungeahnte Tiefen rutscht, war die einzige wirkliche Neuheit. Die Nullerjahre bleiben als Jahrzehnt der Hüfthosen in Erinnerung. Zudem sorgte der aufkommende Sport- und Wellnesstrend für bequeme Casual Mode mit T-Shirts und Poloshirts. Ebenfalls rollte die Nachhaltigkeitsdebatte langsam an.
2010er – Revival der 80er
Die Modesünden der 80er wurden erneut en vogue: XXL-Shirts, Neonfarben, Leggings, kastenförmige Blazer und Schulterpolster. Das Besondere: Öko-Mode und Fair Fashion rückten aus einer gewissen Nische heraus und wurden mondän. Hochkarätige Fair Fashion Labels bereichern seitdem den Modehorizont.
Angekommen in der Gegenwart: Was gibt’s Neues?
Sie sehen also: Die Mode im Wandel der Zeit bringt einige klare Veränderungen mit sich und das sowohl für die Herrenmode als auch für die Damenmode. Styles und Trends sind nie völlig weg. Wie bei Küchenrezepten werden einmal vorhandene Zutaten immer wieder neu kombiniert. Selbst 100 Jahre später steht die Befreiung von Geschlechterklischees immer noch im Raum. Auch der Sanduhr-Trend ist heute mindestens so populär wie in den 40er Jahren. Aber auch neue Themen fließen ein und entwickeln Kleidung im Lauf der Modegeschichte weiter.
Vegane Materialien sorgen für ein Umdenken, der Nude Look stellt anstelle von Nacktheit neutrale Farbtöne wie Beige und Taupe in den Fokus und der durch die Pandemie geprägte Lounge-Trend wird langsam abgelöst vom lebensfrohen Dopamine Dressing. Was wohl als Nächstes kommt?