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Elegante Kontraste
Mode ist längst nicht nur schwarz-weiß: Was gefällt, bleibt oft Geschmackssache. Ob die Farben im Outfit jedoch zusammenpassen und welche Wirkung sie erzielen, das unterliegt den klaren Richtlinien der Farbenlehre. Häufig ist hier vom erstaunlichen Effekt der Komplementärfarben die Rede: Doch welche Komplementärfarben gibt es und was bewirken sie im Look?
Gegensätze ziehen sich an – was Komplementärfarben so besonders macht
Ein bisschen Geschmackssache bleibt alles rund ums Thema Farbe dennoch: Denn tatsächlich gibt es nicht nur eine einzige Farblehre. In Sachen Mode wird jedoch bevorzugt die Theorie des Schweizer Künstlers und Kunstpädagogen Johannes Itten herangezogen. Denn er ist es, der den zwölfteiligen Farbkreis hervorgebracht hat. Dieser basiert auf den drei Primärfarben Rot, Blau und Gelb. Daraus lassen sich wiederum die drei weiteren Sekundärfarben Violett, Grün und Orange mischen. Aus einer Mixtur je einer Primär- und einer Sekundärfarbe gehen dann wieder neue Tertiärfarben hervor, von Dunkelgelb über Purpur bis Blaugrün.
Alle Töne sind um das innen liegende Dreieck der Primärfarben dann so in Kreisform angeordnet, dass daraus ihre Beziehungen deutlich werden: Sehr verwandte und damit kontrastarme Töne liegen benachbart nebeneinander. Die Farben hingegen, die den größten Farbkontrast zueinander erzeugen, stehen sich exakt gegenüber. Das sind die Komplementärfarben.
Farbkontrast schafft Harmonie
Zunächst klingt es wie ein Widerspruch: Komplementärfarben erzeugen den größtmöglichen Farbkontrast, gelten aber dennoch als besonders harmonische Kombinationen für ein Outfit. Das liegt daran, dass zwei komplementäre Töne sich gegenseitig verstärken. Das Auge nimmt ein besonders leuchtendes Gesamtbild wahr. Es entsteht ein lebendiger und energischer Eindruck. Dieser kann das Outfit selbstsicher und dynamisch aussehen lassen, aber auch schnell einmal extrem wirken.
Neben der reinen Frage, ob Nuancen im Styling zueinander passen, üben Farben immer auch eine psychologische Wirkung aus. Besteht ein Look also ausschließlich aus zwei Tönen mit hohem Kontrast, kann das ein starkes Statement setzen, aber auch einmal zu laut und grell herüberkommen. Das Schöne ist: Wie so oft in der Mode lässt sich mit dem Know-how spielen und ein gezielter Effekt erzeugen, je nach Lust, Laune oder Anlass. Aber welche Komplementärfarben gibt es überhaupt?
Farbwirkung – komplementäre Töne stilvoll kombinieren
Beim Kombinieren von Kleidung werden genau drei Paare von Komplementärfarben interessant. Schwarz und Weiß gehören im strengen Sinne nicht dazu. Sie zählen nicht zum Farbkreis, sondern nehmen eine andere Funktion ein: Würde man zwei Komplementärfarben vermengen, könnte daraus je nach Methode Weiß oder Schwarz entstehen. Das zählt natürlich für die tägliche Situation vor dem Kleiderschrank nicht. Hier gelten sowohl Schwarz als auch Weiß deshalb aber eher einfach als neutrale Töne, ebenso wie etwa Grau.
Die drei Komplementärpaare:
- Rot und Grün
- Orange und Blau
- Gelb und Violett
Keine Sorge, niemand muss nun ständig in Rot und Grün wie ein gemischter Salat aus Tomaten und Gurke herumlaufen – es sei denn, wir haben Lust darauf. Es gibt mindestens drei wirkungsvolle und zugleich subtile Methoden, um den starken Kontrast der Komplementärfarben in den modischen Auftritt zu schleusen. Sehen wir sie uns jeweils am Beispiel der drei Farbpaare genauer an!
Mit Komplementärfarben Akzente setzen
Die wohl zurückhaltendste Variante, um sich an das Spiel mit Komplementärfarben heranzutasten, ist das Setzen von Farbakzenten. Wer etwa das Paar Goldgelb und Violett tragen möchte, könnte dafür einen tollen Hosenanzug in gedecktem Violett wählen. Monochrome Zweiteiler in Statement-Tönen sind ohnehin seit einigen Saisons absolut en vogue. Darunter kann eine Bluse in einem passenden Beerenton oder einem helleren Lila zum Einsatz kommen. Alternativ lässt sich auch eine Neutralfarbe wie Schwarz, Weiß, Grau oder Beige sowie Creme gut ergänzen. Das komplementäre Gelb spielt die Rolle der Akzentfarbe. Das heißt, es taucht punktuell auf, etwa als:
- Goldschmuck
- Halstuch oder Schal
- Gürtel
- Tasche
Wer sich mehr Kontrast wünscht, hält bereits die Bluse unter der Anzugjacke in einem Gelbton. Wichtig ist, dass sich die einzelnen Gelbtöne der Akzentstücke nicht zu sehr gleichen. Sonst wirkt alles zu abgestimmt und steif.
Color Blocking mit starkem Kontrast
Sie wollen mehr Farbe bekennen? Für einen krachenden Auftritt jenseits aller Zurückhaltung ist die Color Blocking Technik wie gemacht. Ob der Look passt, kommt zum einen auf den eigenen Typ an, aber auch auf den Trageanlass. Das Rezept hingegen ist simpel: Man nehme die beiden Komplementärfarben Orange und Blau und wähle jeweils ein Ober- und ein Unterteil in einer entsprechenden Farbe. Blaue Unterteile sind hier besonders leicht zu finden, Denim sei Dank. Ein mandarinenfarbener Pullover oder ein orangenes T-Shirt zur Blue Jeans ergibt im Handumdrehen dieses strahlende Gesamtbild, das nur der Kontrast komplementärer Farben zu zaubern vermag.
Aber Achtung, damit nicht nur die Kleidung, sondern auch Träger und Trägerin strahlen, gilt es den eigenen Farbtyp zu beachten. Denn das Interessante an dem Kombipaar Orange & Blau ist, dass sich hier eine typisch warme Farbe wie Orange mit dem kühlen Klassiker Blau trifft. Wer auf horizontales Color Blocking aus zwei Teilen setzt, sollte in Gesichtsnähe daher immer den Ton kombinieren, der zum eigenen Hautunterton passt. Ein kühler Teint sieht frischer und weichgezeichneter aus, wenn das blaue Denim-Teil als Jacke oder Jeanshemd zum Einsatz kommt und auf eine tolle Paperbaghose oder einen angesagten Midirock in Orange trifft.
Neben dem horizontalen Anordnen der Farbblöcke funktioniert auch die vertikale Variante: Hier sind etwa Strumpfhosen und ein figurnahes Kleid in tiefem Navy gehalten und werden von einem orangefarbenen langen Mantel oder Cardigan umspielt. Diese Trageweise lässt uns optisch größer und schmaler wirken.
Knallige Farbe mit softeren Komplementärfarben kombinieren
Rot und Grün mögen ja an sich tolle Farben sein, aber zusammen in einem Outfit? Dieser Zweifel mag aufkommen, wenn es um die klaren und kräftigen Vertreter dieser Komplementärfarben geht, also die reinen Primär-, Sekundär- oder Tertiärfarben. Etwa Tomatenrot mit Salatgrün gefällt trotz leuchtender Farbwirkung wahrscheinlich nicht jedem.
Doch was, wenn wir das Rot in seiner Kraft belassen, ihm aber stattdessen ein sanftes, ganz helles Minzgrün zur Seite stellen? Noch immer bleibt der komplementäre Kontrast bestehen, das Gesamtbild wird jedoch deutlich eleganter und tragbarer. Für diese Methode lohnt es sich, den Farbkreis einmal genauer zu inspizieren. Hier gibt es ausgefeilte Modelle, die ein ganzes Spektrum von Rot- und Grüntönen gegenüberstellen, von dunkel und kräftig bis hell und zart.
Die Farbwirkung gilt ebenso für sich leicht schräg gegenüberliegende Töne im Farbkreis: Somit funktioniert Grün ebenso kraftvoll mit Pink oder Lila und allen Schattierungen von softem Rosé. Damit das Gesamtoutfit besonders stimmig wirkt, ist es hier wieder hilfreich, wenn die einzelnen Nuancen in ihrer Farbtemperatur harmonieren, also warmes Rosé zu einem leicht gelbstichigen oder neutralen Grünton kombinieren, nicht zu kühlem Blaugrün.