« Was heißt das eigentlich? »
Der Begriff ist in aller Munde und es scheint kein Kleidungsstück im Outdoorbereich zu geben, das nicht unter dem Label „atmungsaktiv“ angepriesen wird. Was aber steckt hinter dem Begriff Atmungsaktivität? Kann Kleidung tatsächlich atmen? Warum ist atmungsaktive Outdoor-Bekleidung so beliebt? Die wichtigsten Informationen zum Thema atmungsaktive Kleidung haben wir hier zusammengestellt.
Atmungsaktivität: Achtung Missverständnis!
Der Begriff „atmungsaktive Bekleidung“ kann falsch verstanden werden. Von der Socke bis zur Hardshelljacke: Oft werden Materialien als atmungsaktiv angepriesen, die es nicht sind. Wir ahnten es bereits: Stoffe können gar nicht aktiv atmen.
Man versteht unter Atmungsaktivität eine Wasserdampfdurchlässigkeit der Textilien, die bei anstrengenden Aktivitäten den Schweiß von der Haut weg von innen nach außen leiten. Diese Stoffe weisen zugleich Wind und Feuchtigkeit ab.
Materialien mit solcher Membranfunktion werden häufig für Jacken und Shirts in der Outdoor-Bekleidung und bei Sporttextilien eingesetzt. Wenn es jedoch draußen wie aus Eimern schüttet, ist atmungsaktive Kleidung nicht komplett wasserdicht, wie wir es vom klassischen „Ostfriesennerz“ kennen. Wer so einen Regenmantel einmal getragen hat, kennt das unangenehme Gefühl, wenn der Schweiß an der Innenseite des Mantels kondensiert.
Wie funktioniert atmungsaktive Kleidung?
Wie kann es sein, dass der Schweiß nach außen, der Regen aber nicht nach innen durchdringen kann? Dazu müsste man sich den Stoff genauer unter der Lupe ansehen. Die Stoffe sind so fein gewebt, dass zwischen den Faden-Gittern der Schweiß in Form von Dampf hindurchpasst, die größeren Regentropfen jedoch nicht.
Es geht also bei der sogenannten Atmungsaktivität nicht um den Austausch von Luft, sondern um die Regulierung von Feuchtigkeit. Dies lässt sich sogar exakt messen, indem man feststellt, wieviel Gramm Wasserdampf je Oberflächen-Quadratmeter über einen Zeitraum von 24 Stunden entweichen kann. Bei hochwertiger Outdoor-Mode sind die Informationen meist auf den Etiketten der Textilien vermerkt.
Atmungsaktive Kleidung für schweißtreibende Aktivitäten
Bei besonders schweißtreibenden Aktivitäten stellt sich die Frage, wohin mit dem Schweiß. Bleibt er auf der Haut kleben, fühlt sich das nicht nur sehr unangenehm an, sondern kann für aktive Sportler gefährliche Folgen haben: Entweder droht ein Hitzestau oder es kommt zu einer Auskühlung des Körpers. Deswegen sollte Outdoor-Mode in der Lage sein, die feuchten Ausdünstungen weg vom Körper nach draußen zu transportieren. Atmungsaktivität der Kleidung bedeutet also im eigentlichen Sinn „Wasserdampfdurchlässigkeit“ bei gleichzeitigem Schutz vor Nässe von außen.
Wer bei Regenwetter mit dem Rad unterwegs ist, weiß, wie unangenehm eine durchnässte Hose sein kann. Regenjacken und Regenhosen für Radfahrer sollten aber nicht nur die Nässe und Schlammspritzer abhalten, sondern auch den Schweiß nach außen durchlassen. Shirts und Unterhosen aus Polyesterfleece transportieren die Feuchtigkeit vom Körper weg und geben sie über die Membran der Jacke nach außen ab. Das Ergebnis ist ein trockenes und warmes Hautgefühl.
Auch für Wanderungen bei wechselhaftem Wetter im Gebirge sollte die Kleidung regenabweisend, wärmend und zugleich atmungsaktiv sein. Bequeme Softshelljacken sind wasser- und windabweisend. Für Wanderungen bei extremen Wetterbedingungen sind Hardshelljacken zu bevorzugen. Achtung: Bei Starkregen sind die meisten Hardshelljacken allerdings nicht komplett wasserdicht. Ein Regen-Poncho mit verschweißten Nähten schützt den Wanderer bei heftigen Regengüssen vor Durchnässung.
Optimales Körperklima durch Lagenlook im Zwiebelsystem
Ob beim Wandern in den Bergen, beim Snowboarden, Radfahren oder Joggen: Aktive Sportler wissen funktionelle Kleidung zu schätzen, die vor Witterung schützt und den Körper trotz schweißtreibender Aktion trockenhält. Outdoor-Jacken mit den mikroporösen Gore-Tex(R), eVent(R) oder Sympatex(R)-Membranen sind besonders bekannt. Für ein effektives Klimamanagement genügt jedoch eine Jacke allein nicht: Mehrere Lagen von Bekleidung sollten in einem Zwiebelsystem intelligent übereinander getragen werden.
Die äußere Schicht bilden Regenjacken und Hardshell-Jacken mit ausgeklügelter Membranfunktion. Dorthin muss der Schweiß aber erst einmal gelangen. Dafür sind Midlayer aus leichten Kunstfasern wie Polyester, Polyamid oder Polyacryl gedacht, die die Feuchtigkeit aufnehmen und sehr schnell wieder abgeben. Textilien aus Baumwolle sind denkbar schlecht für die mittlere Lage des Zwiebellooks geeignet. Besser funktionieren Shirts oder Sweatshirts aus Fleece. Die innere Lage direkt am Körper hat die Funktion, den Schweiß direkt von der Haut aufzunehmen und an die mittlere Lage abzugeben.
Neben synthetischen Fasern wird für hochwertige Funktionsunterwäsche gern Merinowolle eingesetzt. Kleidung aus der feinen Wolle der Merinoschafe hat selbst im feuchten Zustand noch hervorragende wärmeisolierende Eigenschaften und wirkt darüber hinaus noch geruchshemmend. Kleidung mit atmungsaktiver Funktion kann also nur im Zusammenspiel mit der richtigen Unterwäsche ihre volle Wirkung entfalten.
Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft für atmungsaktive Mode
Im Zuge der Diskussionen um Klimawandel, Umweltschutz und die Verschmutzung der Meere durch Plastik kommt die Frage auf, wie nachhaltig atmungsaktive Kleidung aus synthetischen Materialien sein kann. Da in den letzten Jahren der Bedarf an Textilfasern gestiegen ist, suchen Vertreter der Textilindustrie nach Lösungen, Ressourcen zu schonen und die Umwelt weniger zu belasten. Engagierte Modelabels nutzen für ihre atmungsaktive Mode verstärkt Stoffe, die aus recycelten PET -Flaschen hergestellt werden. Andere Marken beschäftigen sich mit der Kreislaufwirtschaft.
Im Vordergrund steht die Idee, Abfälle auf ein Mindestmaß zu reduzieren und die Textilien am Ende ihres Lebenszyklus wieder komplett zu recyceln. Der Funktionsspezialist Sympatex(R) hat sich zum Ziel gesetzt, den ökologischen Kreislauf in der Funktionsbekleidungsindustrie bis zum Jahr 2020 zu schließen. Bereits heute produziert Sympatex(R) zu 100 % recycelbare, recycelte sowie PFC-freie Textilien. Außerdem präsentierte das Unternehmen 2017 die erste CO2-neutrale Membran und ist damit ein Vorbild für die Hersteller von nachhaltiger Outdoorbekleidung.