Junge Frau mit pinken Haaren und Sonnenbrille - Anti-Fashion oder Avantgarde
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Anti-Fashion

« Wider den Zeitgeist »

Anti-Mode gilt als aufstrebender Stil, der sich in einer radikalen Kreativität äußert. Anti-Fashion vereint in sich viele verschiedene Details, die entgegen der aktuellen Mode scheinbar Unpassendes miteinander vereint und eine modisch neue Vielfalt schafft. Der neu transformierte Stil der „Young Fashion“, wie man den Modestil auch nennt, wird durch kommerzielle Verkäufe und die Aufmerksamkeit der Medien in den Mainstream integriert. In diesem Ratgeber geben wir Ihnen einen Überblick über die außergewöhnliche Trendmode und schauen hinter die Kulissen ihrer Entstehung. Wir zeigen Ihnen die wichtigsten Moderichtungen innerhalb der Anti-Fashion und offenbaren, welche Basics sich innerhalb des Stils etabliert haben.

Was versteht man unter „Anti-Fashion“?

Wer bestimmt die Grenze zwischen offiziellem, modischen Mainstream und dessen Gegenteil? Wer entscheidet eigentlich, was modisch angesagt und relevant ist? Klassik und Avantgarde, Casual und gehoben, Fast Fashionläden und Designer-Kleidung, Design und Gegendesign – modische Kunst lebte seit jeher von wichtigen Gegensätzen.

In der Modetheorie wird die Richtung der Anti-Mode meist mit der Avantgarde in Verbindung gebracht. Dennoch ist sie eher ein Sammelbegriff, welcher versucht, verschiedene Phänomene im Bereich der Kleidung abzudecken, welche zuvor noch unbekannt waren oder als „schwer etablierbare Kategorie“ innerhalb der aktuellen Trends bezeichnet werden könnte. Die Moderichtung vereint Kleidungsstücke miteinander, welche typischerweise nicht miteinander kombiniert werden. Sie möchte provozieren und Aufmerksamkeit auf sich ziehen, weshalb sie meist in politischen und gesellschaftlichen Kontexten als Instrument und Mittel der rebellierenden Menschen genutzt wird.

Junge Frau in Holzfällerhemd, weißem Top und Jeans Hose - Anti-Fashion « Wider den Zeitgeist »
By Charlie Marshall from Bristol UK, United Kingdom – Cooling Her Fingers In The Fountain, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=40590173

Die Entstehungsgeschichte der Anti-Mode

Mit dem Aufkommen des Rock ’n‘ Roll in den amerikanischen 50er Jahren wurde auch der Anti-Trend innerhalb der Fashion geboren: Er äußerte sich zu dieser Zeit vor allem darin, dass viele junge Frauen anfingen, Jeans, T-Shirts und karierte Hemden zu tragen – Kleidungsstücke, die bis dato nur Herren anzogen. Dieser feministische Aufruhr in der Mode wurde genutzt, um gegen die typisierte weibliche Geschlechterrolle und die damit verbundenen gesellschaftlichen Normen zu rebellieren.

Junge Frau in Holzfällerhemd und Jeans Hose
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Der Kleidungsstil des Rock ’n‘ Roll bestimmte auch später noch die Trends der Young Fashion und gilt als die Wurzel vieler moderner Stile innerhalb dieser Mode-Richtung wie dem Punk und dem Grunge. Der Punk ist neben der Fashion des Rock ’n‘ Roll eine wichtige Strömung der Anti-Trendmode. Inspiriert von Pieces der Modedesignerin Vivienne Westwood kam diese Moderichtung Ende der 1970er Jahre aus Großbritannien über das gesamte Europa bis in die USA. Viele desillusionierte und systemkritische Jugendliche übernahmen diesen Kleidungsstil als ein Ausdruck ihres Widerstandes.

BU5210 Burnside gewebtes kariertes Flanellhemd für Damen

Eine Unterkategorie des Punks erfuhr besonders durch die Fans der Sex Pistols Popularität: Kleidung mit Fetischfokus reihte sich in die Modetrends der zerrissenen Hosen, T-Shirts mit Löchern, Stachelketten, Tätowierungen und des auffälligen Make-ups ein. Die Materialien des Fetischismus-Stils waren in erster Linie Latex, Gummi oder Kunststoff-Mischungen, die meistens in Rot oder Schwarz und hauteng am Körper getragen wurden. McLaren gilt als einer der bekanntesten Designer, welcher die Anti-Fashion in Richtung des Fetischismus repräsentierte und durch seinen provozierenden Modeladen „SEX“ verbreitete.

Anti-Fashion oder Avantgarde
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Grunge – ein aktuelles Beispiel für Anti-Fashion

Der Grunge-Stil ist eine selbstbewusste Mischung aus Punk, Glamour und Heavy Metal-Rock. Der rebellische und sehr düstere Modetrend wird von Leder, dunklen Farben, Karomustern und Statement-Shirts dominiert. Viele Streetstyle-Models und Influencer interpretieren diese Anti-Mode heutzutage neu und machen den Stil somit massentauglich. Auch wenn die Begründer des Grunge den Außenseiter-Look sicherlich nicht auf den Laufstegen der Modemetropolen sehen wollten, ist der Trend heute in vielen Fashionläden fester Bestandteil.

Junge Frau, rockig, punkig, Jeanshose und Lederweste - Anti-Fashion auf dem Weg in den Mainstream
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Das absolute Basic-Piece des Grunge sind rockige Shirts der Lieblingsband. Kombiniert man diese Shirts mit einem Lederblazer, klobigen Boots und Skinny Jeans, hat man bereits einen klassischen Grunge-Look erschaffen. Doch Grunge kann nicht nur Streetstyle: Auch schick interpretiert mit angesagten Lederpieces wie einer Lederhose oder einem Ledermantel gepaart mit einer weißen Rüschen-Bluse macht die Grunge-Kleidung einiges her. Möchten Sie dafür kein tierisches Leder verwenden, gehen natürlich auch Materialien aus Lederimitat oder Kunststoffe in Leder-Optik.

JT015 Just Ts Damen Top ärmellos mit Triblend-Gewebe

Combat-Boots dürfen in Ihrem Kleiderschrank nicht fehlen, möchten Sie einmal die antimodischen Vibes des Grunge auf die Straßen Ihrer Stadt bringen: Die kantigen und coolen Stiefel sind derzeit absolut angesagt und lassen sich seit 2021 stetig unter den Schuhtrends finden.

Junge Frau in schwarzer Kleidung mit schwarzen Boots
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Wichtige Designer im Bereich des Anti-Modetrends

Anti-Mode stellt Stereotype von Schönheit und Geschlecht in Frage und fordert Modebegeisterte provokativ dazu auf, über den Tellerrand der Mainstream-Trends zu blicken. Viele Designer und Designerinnen versprachen sich im Laufe ihrer Karrieren der Anti-Fashion. Die wichtigsten sind in diesem Abschnitt zusammengefasst.

Vivienne Westwood

Die Mutter des Punks – Vivienne Westwood – präsentiert ihren Stil regelmäßig auf den internationalen Shows und Galen in New York, Mailand oder Paris. Westwood verstand es als eine der ersten Marken, punkige Elemente wie Anstecknadeln, Ketten und schwarzes Make-up mit traditionellen Designs wie dem Schotten-Rock oder Unterkleider aus viktorianischer Herrenkleidung miteinander zu kombinieren. Sie erschuf den romantischen Piratenstil mit Plissee-Röcken, groben Stiefeln und großen Piratenhüten, welcher ihr international große Popularität einholte. Im Laufe der 1980er Jahre begann Westwood die klassische Damenmode sowie britische Trends und Traditionen zu erforschen. Auf Grundlage dieser Forschung entwarf sie später ihre einzigartigen Muster, unregelmäßigen Strukturen und asymmetrische Schnitte, für die die Designerin auch heute noch bekannt ist.

Vivienne Westwood am Life Ball 2011, Rathausplatz in Wien, Österreich
Von Manfred Werner/Tsui – CC by-sa 3.0, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=48051874

Asiatische VertreterInnen

Nach Europa drangen neben Vivienne Westwoods Einflüsse auch Modeelemente der östlichen Designer in die Trends der Anti-Mode. Darunter zählt beispielsweise der Japaner Issey Miyake, welcher einen unverwechselbaren Stil besitzt. 1971 gab Miyake seine erste Modenschau und präsentierte seine bunte, provokante Kleidung. Sein farbenfrohes Tupfenkleid mit Farben, die sich eigentlich beißen (z.B. Rot und Pink) ist ebenso stellvertretend für den Modemeister wie sein Korallen-Piece, welches die Models in lamellenförmiger Kleidung 2001 auf der Fashionweek in New York schmückte.

Auch Yohji Yamamoto ist ein Anti-Modedesigner, welcher es versteht, dem Trend gerade nicht zu folgen und eine außergewöhnliche Kleidung zu konzipieren. Sein unkonventioneller und vor allem geschlechtsneutraler Modestil ist in ganz Japan und Europa bekannt. Der Designer vereint Elemente aus der Herren- und der Damenmode miteinander und beeinflusst damit eine eigenständige Kleiderrichtung, die heutzutage als „unisex“ bekannt ist.

Fashion shooting with Yohji Yamamoto clothing
Von Gabriel Moginot – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4819475