« Wieso maskuline Looks für Frauen so überzeugen »
Von Kopf bis Fuß auf das andere Geschlecht eingestellt: Androgyne Mode spielt mit der Anziehungskraft typisch weiblicher oder männlicher Kleidung – und deren Umkehrung. Sie überwindet Grenzen und Konventionen und lädt dadurch zum genaueren Hinsehen ein. Androgyne Styles können über ein spontanes Outfit hinaus auch ein gesamtes Lebensgefühl umfassen mit dem Anspruch, sich nicht einzuengen. Welche Interpretation Sie auch wählen, feststeht: Maskuline Kleidung für Damen macht Spaß und versprüht unwiderstehlichen Charme!
Androgyne Looks lassen Grenzen verschmelzen
Wenn es darum geht, Androgynie richtig zu verstehen, lohnt es sich, das Wort auf die Goldwaage zu legen. Denn hier ist der Name Programm: Mann (Griechisch: Andros) und Frau (Griechisch: Gyne) verschmelzen zu einem einzigen Begriff. Das Phänomen der ineinander übergehenden Geschlechtergrenzen ist in der Mode spätestens ab Beginn des 20. Jahrhunderts und dank einiger überwältigender Pionierinnen ein großes Thema.
Wer sich in androgyne Mode kleidet, setzt sich über geschlechtsspezifische Vorgaben hinweg und macht sich typische Elemente beider Richtungen zunutze. Wie die folgenden eindrucksvollen Beispiele zeigen werden, ist Androgynie nicht zu verwechseln mit Neutralität oder dem Unisex-Look. Während diese beiden Ausdrucksformen die Tendenz mitbringen, alles typisch Männliche oder Weibliche auf ein Minimum zu reduzieren, nimmt sich der androgyne Stil die Freiheit, beides nach Belieben zu mischen und zu betonen.
Die Meisterin der Verführung in Zylinder und Smoking
Ein perfekt sitzender Smoking zum weißen Hemd, auf dem Kopf ein Zylinder – dazwischen jedoch nicht etwa ein Gesicht voller Bartstoppeln, sondern rot geschminkte Lippen und Blicke, die keinen Zweifel daran lassen, dass der Betrachter es mit einer wahren Frau zu tun hat: So kennt man Marlene Dietrich. Die Meisterin der Selbstinszenierung war in den 1930er Jahren eine der ersten, die maskuline Outfits mit solcher Sicherheit ausfüllte, als wären sie genau für sie gemacht. Bald kamen Armee-Uniformen ebenso hinzu wie lässige Freizeit-Looks aus Hemd und – ja natürlich – aus der unverwechselbaren Marlenehose.
Obwohl oder weil die Diva gerne eine androgyne Seite zeigte, gilt sie bis heute als Verführungskünstlerin und Modeikone. An ihrem Beispiel wird deutlich, was den Look so anziehend macht: Anstatt durch maskuline Kleidung etwa vermännlicht auszusehen, treten die wunderbar weiblichen Attribute in Gesicht, Styling, Körperbau und natürlich in der Ausstrahlung umso stärker hervor.
Von der Aufmerksamkeit bis zur Bequemlichkeit
Die Modedesignerin Coco Chanel gilt als die Erste, die Hosen für Frauen zugänglich machte. Was für das heutige Empfinden in der Damenmode völlig gewöhnlich wirkt, war zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine skandalträchtige Eroberung: Damit machten sich die Ladys ein Stück der von Freiheit und Stärke geprägten Männerwelt zu eigen. Und damit war der erste Schritt in die androgyne Mode getan. Die Selbstbestimmtheit und nach außen getragene Entschlusskraft machten den Reiz besonderer Kleidung zu dieser Zeit ganz erheblich aus.
Coco Chanel empfand den Schritt zur Damenhose als regelrechte Befreiung vom Rock. Andere Ikonen des maskulin angehauchten Stils wie etwa Katherine Hepburn schätzten daran weniger die erotischen oder ideellen Anklänge als vielmehr die handfeste Bequemlichkeit. Die Schauspiellegende darf als eine der Vorreiterinnen der heute so beliebten Kombo aus Jeans und Hemdbluse gelten. Den Look würde aktuell niemand mehr als androgyn bezeichnen, damals stellte er jedoch einen Zeitenumbruch dar.
Kleine modische Zeitreise
Nach dem Zweiten Weltkrieg, als viele Frauen mehr Härte zeigen mussten, als ihnen lieb war, setzte dann noch einmal eine modische Rückbesinnung ein: Traditionelle Rollenbilder wurden erst durch die Hippiezeit der wilden 60er Jahre vollends aufgebrochen. Damen trugen bevorzugt Schlaghosen und Männer hüllten sich in Blümchenhemden. In den 1980er Jahren kamen die Schulterpolster hinzu, durch die jede Jacke der Damenwelt breite Schultern verlieh.
Seitdem ist androgyne Mode absolut gesellschaftsfähig. Verschiedene Styles sind mehr Hommage und Anlehnung an bereits Dagewesenes. Dennoch erringen gezielt gesetzte Akzente, das in der modernen Welt von Selfies, sozialen Medien und Massenmode wohl Wichtigste: Aufmerksamkeit. Wenn das Model Cara Delevingne im Jahr 2018 ganz im Stil von Marlene Dietrich in Smoking und Zylinder bei einer royalen Hochzeit erscheint, ist das sicher nicht neu – aber androgyne Looks dieser Art fallen mit Sicherheit auf.
Androgyne Mode hat viele Gesichter
Aus der Masse herausstechen, die sinnliche Weiblichkeit betonen und dennoch selbstsichere Stärke demonstrieren: Scheint, als vereinen maskuline Outfits genau, was Damen heutzutage wollen. Zumal sich die meisten Looks ganz in Katherine Hepburns Sinne auch wunderbar bequem tragen lassen.
Bleibt jedoch noch die Frage: Wem steht es? Grundsätzlich gelten Frauen mit eher androgynen Körpermerkmalen als wie gemacht für den Stil: Schmale Hüften, kleiner Hintern und eher wenig Busen passen perfekt in das maskuline Schnittmuster. Wer dazu noch ein sehr symmetrisch und feminin wirkendes Gesicht mitbringt, wird wie Cara in entsprechenden Outfits glänzen.
Kurvige Damen müssen aber ebenso wenig verzichten: Maskuline Outfits setzen die Rundungen auf subtile und zugleich betonende Art in Szene. Wichtig ist jedoch, auf gute Passformen zu achten, damit nichts zwickt oder einschnürt. Somit steht der Style eigentlich jeder Frau – sei es, als vereinzelte Ergänzung zum ansonsten sehr weiblichen Kleiderschrank oder als täglicher Begleiter einer bewusst eher burschikosen Erscheinung.
1. Durch maskuline Outfits den femininen Charme verstärken
Viele Kleidungsstücke, die einst als durch und durch maskulin galten, gehören heute zum gängigen Unisex-Look für Damen. Um wirklich betont androgyne Anklänge zu erzielen, erweisen sich daher Klassiker wie bei Marlene oder Cara als besonders effektiv. Das Rezept lautet, Stücke, die der klassische Gentleman vergangener Zeiten getragen hätte, mit einem weiblichen Statement zu mischen. Eine Bluse oder ein Hemd hochgeschlossen mit schicker Weste und Krawatte anzureichern, verfehlt garantiert nie seine Wirkung. Dazu noch ein streng geschnittenes Sakko wie aus der Sophisticated Reihe von Brook Taverner. Am Unterkörper könnte dann bereits ein enger Bleistiftrock im Stil des Numana Straight Skirt derselben Marke für feminine Kontraste sorgen. Oder Sie setzen Ihren männlich inspirierten Auftritt bis zu den Füßen fort und tragen als Schuhwerk jedoch ein Highlight der Damenmode: High Heels.
Natürlich sind Kombinationen wie diese für die meisten Frauen eher Optionen bei Partys oder besonderen Events. Im Alltag lässt sich der Effekt gekonnt durch kleine Details erzielen. Statt der Halskette doch mal die Krawatte fürs Büro probieren oder die Mütze durch einen vermeintlichen Herrenhut ersetzen.
2. Androgyner Style als Lebensgefühl
Auch wer typische Damenmode grundsätzlich eher durch maskuline oder Unisex-Stücke ersetzt, kommt damit androgyn daher. Der Lieblingsstyle aus Hosen, weiten Hemden oder Oversize-Sweatern ist bequem und wirkt durch sein unkompliziertes Anderssein absolut sexy. Die angesagten Trends bieten allen, die lieber auf betont weibliche Kleidung verzichten, jede Menge Spielraum: Lässige T-Shirts lassen sich für schickere Anlässe etwa durch sportlich elegante Polos ersetzen. Stilbewusst eingesetzte Accessoires wie Ledergürtel oder cooler Schal sorgen für einen modebewussten Auftritt jenseits des Mainstreams.
So weiblich kann maskuline Kleidung sein. Mit vielfältigen Variationen passt androgyne Mode zu verschiedenen Frauen und Ansprüchen.