« Warum karierte Muster wieder im Trend sind »
Vichy-Karos haben einen enormen Karrieresprung hinter sich: Aus den brav karierten Heimtextilien der 60er wurden Lieblinge der Modeszene. Erfahren Sie hier, woher die Bauernkaros kommen, wer ihnen zur Berühmtheit verholfen hat und welche Fehler Sie beim Styling unbedingt vermeiden sollten.
Minimalistische Webmuster im Gingham-Style
Wer es ganz genau wissen will: Vichy-Karos sind kleine Karomuster, die durch das Verweben zweier gleich breiter Farbstreifen in Kette und Schuss entstehen. Dabei ist eine Garnfarbe weiß, die andere entweder blau, rot, schwarz oder pastellfarben. Das daraus resultierende Bauernkaro mit der minimalistischen und kontrastreichen Musterung wird im Englischen als Gingham bezeichnet. Gingham-Stoffe sind traditionsreiche Materialien, die zum Beispiel in der Herrenmode für karierte Hemden eingesetzt werden.
Karierte Mode: Auf das Stoffmuster kommt es an
Typische Vichy-Karos sind kleinkariert und immer nur zweifarbig. Dies verleiht den Mustern ihre schöne Schlichtheit und unterscheidet sie von anderen Karostoffen, wie zum Beispiel den Schottenkaros. Da Vichy-Muster immer einen Weißanteil haben, eignen sie sich für leichte Baumwoll- und Baumwoll-Mischgewebe besonders gut. Ob sommerliche Kleidungsstücke für Damen, Herren oder Heimtextilien: Bauernkaros sind echte Klassiker unter den Stoffen und lösen bei vielen Menschen Vertrautheit und Heimatgefühl aus. Das ist vielleicht der Grund, weshalb diese Muster im deutschsprachigen Bereich für Trachtenmode so beliebt sind.
Von der Tischdecke zum Brautkleid: Vichy Karos machen Karriere
Noch in den 60er Jahren trugen ausschließlich Pyjamas, Bettwäsche und Tischdecken das kleinkarierte Muster. Zum gedeckten Tisch einer rustikalen Bauernstube gehört auch heute noch die typische, rot-weiße Tischdecke und nicht selten hängen an den Fenstern Gardinen aus dem gleichen Stoff. Umso größer war die Überraschung, als die minimal karierten Stoffe durch Brigitte Bardot Einzug in die Mode fanden. Als die Schauspielerin im echten Leben 1959 ihren Ehemann Jacques Charrier heiratete, trug sie ein Hochzeitskleid mit rosafarbenem Gingham-Muster. Das vorn mit einer durchgehenden Knopfleiste versehene Kleid war im Oberteil eng geschnitten, betonte die Taille und hatte einen weit schwingenden Rock mit großen aufgesetzten Taschen. Eine weiße Spitzenborte verzierte den Rocksaum. So viel Sex-Appeal in einem karierten Hochzeitskleid! Brigitte Bardot verhalf dem Spießer-Karo zu einem neuen Image.
Ein weiteres Outfit mit Vichy-Muster machte sie zur Mode-Ikone: In einem ihrer Filme trug Bardot einen ausgestellten Rock aus blau-weißem Gingham-Stoff. Für die damals angesagte Wespentaille sorgte der breite Gürtel. Schon bald ahmten auch andere Frauen ihren Modestil nach und trugen feinkarierte Off-Shoulder-Blusen zu engen Caprihosen und süßen Ballerinas. Die Männer zogen nach. Paparazzi sichteten Stilikone Alain Delon im feinen Karohemd. Dem Schauspieler war es sicher nicht bewusst, dass er karierte Hemden für Herren damit salonfähig gemacht hatte. Seit dieser Zeit greifen internationale Designer-Kollektionen in regelmäßigen Abständen das Modethema auf und interpretieren es neu und zeitgemäß.
Mode mit Vichy-Karos liegt im Trend
2017 holten Modedesigner wie Peter Pilotto die kleinkarierten Vichy Mode wieder zurück auf den Laufsteg. Für einen neuen, coolen Look war es allerdings nötig, die brave Aussage des traditionellen Materials mit einer Prise Humor zu brechen. Dazu wurden die Karos entweder extrem vergrößert, in ungewöhnlichen Farben umgesetzt oder asymmetrisch zugeschnitten. Frech gemixt verleiht der minimalistisch karierte Stoff Sommer-Kollektionen das romantische Flair eines Picknicks in der Provence. Üppige Volantröcke, verspielte Carmen-Blusen, Kleider in Wickeloptik und extra weite Hosen: Gingham-Checks sind die sommerliche Weiterentwicklung des Wintertrends zum Schottenkaro und wirken herrlich leicht und verspielt.
So funktionieren Outfits mit Vichy-Mustern
Wer heute eine klassische Damenbluse oder ein Herrenhemd mit Vichy-Muster trägt, wählt bewusst die adrette Ausstrahlung, die damit verbunden ist. Feine, fast unsichtbare Karomuster beleben die Oberfläche der Kleidungsstücke, ohne aufdringlich zu sein. Zum dunkelblauen Anzug getragen, ist ein fein kariertes Oberhemd absolut bürotauglich. Aus rotem Karostoff genähte Herren-Hemden sind perfekte Kombipartner für Trachtenoutfits und passen zur Hirschledernen ebenso wie zur Jeans.
Damen, die es nicht allzu brav mögen, wählen extravagante Styles aus oder spielen mit den Proportionen der Kleidungsstücke. Karierte Carmen-Blusen wirken raffinierter, wenn sie in purem Schwarz-Weiß gehalten sind. Zusammen mit einer verkürzten schwarzen Hose und weißen Sneakers entsteht ein frischer Look.
Achtung Vichy-Falle: Diese Styling-Fehler sollten Sie vermeiden
Styling-Experten wissen: Kleidungsstücke mit kleinen Karos wirken oft konservativ und adrett. Selbstverständlich können Sie sich dies im passenden Rahmen zunutze machen. Im Job und in der Gastronomie wirken fein karierte Hemden vertrauenswürdig und kompetent. Wer auf dem ersten Date allerdings nicht als Spießer rüberkommen möchte, sollte Hemden mit Vichy-Karo lieber im Schrank lassen oder sie mit frechen Kleidungsstücken wie einer abgewetzten Lederjacke kombinieren. Um den Stoff mit der leicht biederen Ausstrahlung tragen zu können, ist ein sorgfältiges Styling besonders wichtig. Warum sah Brigitte Bardot in dem bäuerlich anmutenden Kleid so umwerfend aus? Ein tolles Make-Up mit Lidstrich und sexy Haare sorgen dafür, dass Sie nicht wie eine Bauernmagd aussah.
Leider ähneln manche karierten Vichy Baumwoll-Kleider einer Küchenschürze. Wählen Sie also besser Schnitte, die Ihre Figur betonen und wagen Sie den Stilbruch beim Styling mit frechen Accessoires.
Tipp: Tragen Sie nie mehr als ein Bekleidungsstück mit Vichy-Karos. Sie möchten ja nicht mit der Küchenhilfe verwechselt werden!
Das kleine, fröhliche Karomuster ist ein absoluter Klassiker in der Modewelt. Nicht nur Kindern und Damen, auch den Herren der Schöpfung stehen Gingham-Stoffe ausgezeichnet. Dennoch mag es Menschen geben, denen das Vichy-Karo einfach zu brav und kleinkariert daherkommen. Für sie sind ausdrucksstarke Holzfällerkaros und Schottenkaros die richtige Wahl. Eines ist gewiss: Um karierte Mode kommen Sie auch in der nächsten Saison nicht herum!