« Ausdrucksstarke Accessoires, die Anzug und Hemd modisch komplettieren »
Wer sich als Herr gerne stilvoll kleidet, der kommt um zwei Accessoires nicht herum: Krawatte oder Fliege. Doch zumindest entscheiden muss er sich! Sie sind bereits seit mehreren Jahrhunderten fester Bestandteil der Herrenmode. Sie wurden eine Zeitlang fast nur noch zu eleganten Anlässen getragen, sind aber in den letzten Jahren wieder salonfähig geworden. Insbesondere die etwas jugendlicher und ausgefallener wirkende Fliege, also der Querbinder, erfreut sich bei der jüngeren Generation aktuell großer Beliebtheit. Der Langbinder, die Krawatte, ist der schicke Klassiker, der durch Muster, Farbe und Breite das Outfit modisch maßgeblich beeinflusst.
Ein Stück Stoff, das Modegeschichte schrieb
Die Geschichte des Quer- und Langbinders beginnt bereits im 17. Jahrhundert. Ein kroatisches Regiment des französischen Sonnenkönigs Ludwig der XIV. trug zur Uniform ein sehr ungewöhnliches Schmuckstück: Ein geknotetes Halstuch. Dieses Kroatentuch veränderte sich im Laufe der Zeit vom breiten Stoffstreifen zur schmalen Fliege, wie wir sie heute kennen. Zum festen Bestandteil der Herrenmode wurde diese, als der Smoking in Mode kam. International berühmte Persönlichkeiten wie Charlie Chaplin oder Fred Astaire machten sie zum Kult-Accessoire einer ganzen Generation. Danach verschwand sie eine Weile aus den Kleiderschränken und erlebt derzeit cool und in überraschender Vielfalt ein Revival.
Der Langbinder in seiner heutigen Form kam hingegen erst in den 1920er Jahren in Mode. Prinz Edward, modisch ein Vorbild für viele Briten, kleidete sich legerer und lässiger als in dieser Zeit üblich. Die von ihm bevorzugten Hemdkragen waren weich, der Schlips fiel locker herab. Er dürfte mitverantwortlich dafür sein, dass Hemd und Krawatte ein Zeichen von Erfolg sind. Gleichzeitig steht sie häufig für die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Institution. Ob uni, klassisch gestreift oder mit fröhlich bunten Pop-Art-Musterungen, wohl kaum ein Kleidungsstück für Herren ist so wandlungsfähig und lässt sich ganz relaxed zum Weggehen mit Freunden oder stilvoll und elegant zum Anzug tragen.
Die Fliege im Alltag und Berufsleben
Es gibt verschiedene Anlässe und berufliche Dresscodes, bei denen das Tragen einer Fliege verpflichtend ist. So ist der Querbinder Standard der Ausstattung jeden Kellners, der in der etwas gehobeneren Gastronomie tätig ist. Auch zum Gesellschaftsanzug der Bundeswehr ist ein Hemd damit vorgeschrieben. Sind Sie selbst als Gast auf einer Veranstaltung geladen, müssen Sie sich häufig an eine festgeschriebene Kleiderordnung halten. Lautet diese „Black Tie“ oder „Cravate noir“, ist eine edle, schwarze Fliege zum Smoking erwünscht. „White Tie“ hingegen ist auf vielen Bällen gefordert. Hier wird zum Frack ein weißer Querbinder getragen. Nur wenn der Zusatz „optional“ auf der Einladung zu finden ist, dürfen Sie sich frei zwischen Fliege oder Krawatte entscheiden.
Ein Querbinder passt aber auch gut zu vielen anderen Anlässen, beispielsweise zum Business Outfit oder zur etwas eleganteren Alltagsgarderobe. Stimmen Sie hierbei das Material auf die restliche Garderobe ab. Modelle aus Baumwolle oder Leinen mit modischem Muster sehen zum sportiven Outfit sehr gut aus, matt glänzende und zurückhaltend gemusterte Querbinder sind ideal zum Anzug und unifarben aus Seide passen sie gut zu stilvoller Mode, wie sie bei Empfängen und Abendveranstaltungen getragen wird.
Krawatten, die vielfältigen Allrounder
Extreme Breite und gewagte Muster – denken wir an die 70er zurück, fallen uns neben den Schlaghosen garantiert die auffallenden Krawatten dieser Zeit ein. Das zeigt, welch große Wirkung der Langbinder auf das Erscheinungsbild hat. Er ist das zentrale Accessoire, das eigentlich immer passt, wenn Sie Jackett oder Anzug tragen. Unser Beispiel aus der Vergangenheit zeigt jedoch auch, dass Herren gerade bei dieser so sehr ins Auge stechenden Krawatte in viele modische Fettnäpfchen treten können. So wirken die immer noch beliebten Comicmuster zwar extravagant, passen aber durch ihre ausgefallene Optik ausschließlich in den Freizeitbereich und keinesfalls zum Business Outfit.
Greifen Sie stattdessen lieber zu einer einfarbigen, unkompliziert zu kombinierende Krawatte, deren Ton Sie auf den Anlass sowie die Farbe von Oberhemd und Jackett abstimmen. Eine orangerote oder türkisfarbene Krawatte sieht zu einem dunkelblauen Anzug und hellblauen Hemd äußerst geschmackvoll aus. Ein weißes Hemd mit Schlips in Dunkelrot zu einer Kombination in Grautönen wirkt hingegen frisch und dennoch stilvoll. Wählen Sie ein Modell in mittlerer Breite, sind Sie auch modisch auf der sicheren Seite. Ein weiterer Vorteil: Dieser Klassiker steht groß gewachsenen Herren ebenso gut wie kleinen und fast jeder Krawattenknoten passt zu diesen Modellen.
Der Knoten bestimmt die Ausstrahlung
Am perfekten Knoten für Quer- und Langbinder scheiden sich die Geister, zumal es fast unbegrenzte Möglichkeiten gibt, wie der Schlips geknotet werden kann. Ist die Frage nach Krawatte oder Fliege beantwortet, machen Sie alle richtig, wenn Sie den Knoten des Accessoires auf die Form des Kragens abstimmen, sodass das Hemd mit der Krawatte oder Fliege ein harmonisches Bild ergibt. Durch den Krawattenknoten lässt sich auch die Gesamtoptik maßgeblich beeinflussen. So verkürzt der voluminöse Albert-Knoten den Langbinder und lässt kleine Männer größer und stattlicher wirken. Kleine Knoten haben eine gegensätzliche Ausstrahlung: Sie benötigen weniger Länge und stehen deshalb großen Herren ausgesprochen gut. Äußerst beliebt bei Herren jeden Alters und jeder Statur ist der Four-in-Hand-Knoten, der durch seine leichte Asymmetrie interessant aussieht und gleichzeitig unkompliziert zu binden ist. Ebenso vielseitig ist der Pratt Shelby Knot, der mittelgroß nicht allzu viel Platz zwischen den Kragenecken einnimmt und dadurch sehr gut zum Business Outfit passt. Bei der Fliege sind die Bindemöglichkeiten nicht ganz so vielfältig. Welche Sie wählen ist in erster Linie von der Breite des Stoffs abhängig, zumal dieser noch deutlich mehr als bei der Krawatte die Ausstrahlung bestimmt. Im Moment extrem angesagt ist ein unifarbenes Hemd mit Fliege, die in einem schicken Karomuster gehalten ist. Wer ganz up to date sein möchte, trägt zu dieser Kombination Hosenträger, deren Ton perfekt auf die Farbgebung des Querbinders abgestimmt ist.
Und was ist mit dem Einstecktuch?
Bei diesem lassen sich leider viele Modesünden beobachten, die allerdings von der Tatsache herrühren, dass viele Herrenausstatter Schlips und Einstecktuch aus demselben Stoff und im selben Muster verkaufen. Unter Kennern gilt diese Zusammenstellung als einfallslos und sollte deshalb unbedingt vermieden werden. Arbeiten Sie besser mit Primär- und Sekundärfarben. Zum dunklen Anzug und weißen Hemd macht sich beispielsweise eine bunte Krawatte ergänzt durch ein weißes Einstecktuch sehr gut. Auch das Einstecktuck auf die Hemdfarbe abzustimmen macht Sinn.
Modeexperten sind sich sicher, der zunehmenden Casualisierung der Mode steht eine Renaissance der stilvollen Garderobe gegenüber.
Lang- und Querbinder sind heute weit mehr als ein Zeichen des guten Stils. Sie werten auch ein Casual Outfit aus Oberhemd und Pullover auf, verleihen ihm das gewisse Etwas und zeigen, dass für den Träger trotz aller Lässigkeit gepflegte Eleganz Bedeutung hat.