«Warum das letzte Jahrzehnt noch immer Trend ist»
Wer das vergangene Jahrzehnt noch in Kindergarten oder Grundschule verbracht hat, erinnert sich an die 2010er Mode wahrscheinlich nur entfernt. Doch die meisten von uns verbinden die Mode von 2010 mit ihrer Jugend, also einer Zeit, in der Fashion besonders wichtig war. Wir wollten gut aussehen und trugen allen Trends Rechnung, die die Boybands und Girlgroups für uns bereithielten: Manche waren Lieblingsoutfits, andere luden eher zum Fremdschämen ein. Wir ahnten und ignorierten das aber. Einige Trends von „damals“ sind heute wieder in oder waren sogar nie weg.
2010er Mode – Trendflut zwischen Social Media und Fast Fashion
Während die aktuellen Trends der Jugendmode sich bevorzugt an den Nullerjahren orientieren, ist im Jahr 2010 jedoch erstaunlich viel gekommen, um zu bleiben. Das liegt womöglich auch an dem enormen Aufgebot an Neuem, das das Jahrzehnt zu bieten hatte. Selten gab es in der Geschichte so viele neue Modetrends wie zwischen 2010 und 2019. Das mag zunächst überraschen, schließlich ist Mode seit jeher bekannt dafür, nie stehenzubleiben und ihre Looks immer wieder neu zu erfinden. Doch diese Dekade ist wie keine andere geprägt von der frisch boomenden Social Media Welt. Plötzlich gab es angesagten Street Style nicht mehr nur in Magazinen, unterwegs oder im Bekanntenkreis zu bewundern. Jeder sah ständig neue Produkte, wollte alles sofort und dann auch schon gleich das Nächste.
Das Jahrzehnt der Fast Fashion war am Start. Selbst wenn in der heutigen Zeit ein wichtiges Umdenken hin zu Nachhaltigkeit, fairen Arbeitsbedingungen und damit verbundenen höheren Preisen für Kleidung besteht: Der Vorteil der Konsumgier des vergangenen Jahrzehnts liegt darin, dass wir auf viele spannende Looks zurückblicken können – und das mit dem guten Gefühl, dass in den 20er-Jahren alles besser wird.
Schönheitsideal im Wandel
Die Schönheitsideale der Zeit beeinflussen die vorherrschende Trendmode. Oder umgekehrt, das weiß niemand so genau. Jedenfalls erlebt der Beauty-Trend in 2010 einen klaren Wandel. Bereits ab 1960, mit dem ultradünnen Model Twiggy als Vorbild, konnten Frauen kaum mager genug sein. So setze sich das Beautyideal auch in den 90er und früheren Nullerjahren fort. Sehr schlanke Stars wie Kate Moss waren wahre Schönheitsikonen. Doch neue Medien, neue Sitten: Der Hype um die Kardashians führte ebenso wie ein aufkeimender Sport- und Wellnesstrend zu einem drastischen Umdenken. Eine Beschreibung ist kaum nötig, denn die neuen Beauty-Standards dauern bis heute an: Eine Sanduhrfigur mit möglichst schmaler Taille und kurvigen Hüften ist gefragt. Das prägt wiederum stark die Art, sich zu kleiden.
Modetrends 2010 – größte Modesünden und Evergreens
Jeder entscheidet für sich, welche der folgenden Trends der Damenmode von 2010 eher zu den Modesünden gehören und keiner Wiederholung bedürfen. Eine Vielzahl davon ist jedoch zu wahren Evergreens avanciert: Wer die Looks mag, findet sie noch immer.
High Waist
Um möglichst kurvig auszusehen, rutschte der in den Nullerjahren noch extrem tief sitzende Hosenbund hoch in die Taille, am liebsten an Karotten- oder Bundfaltenhosen. Dazu ein extra kurzes Top, das etwas Haut an der schmalen Mitte hervorblitzen lässt. Dieses Outfit zaubert selbst sehr gerade gebauten Frauen weibliche Rundungen und ist daher bei vielen noch immer beliebt. Offiziell verabschieden sich zumindest die extremen High Waist Hosen so langsam aber wieder. Die aktuelle Jugendmode schwört bereits erneut auf Hüfthosen als Modetrend.
Logo-Mania
Vor allem durch das Luxuslabel Gucci und seine eindrücklichen Taschen und Gürtel geprägt, wurden markante Logos ab 2010 in der Damenmode ganz groß. Je wuchtiger, desto besser. Wer nicht gerade viel Geld in ein solches Stück investiert hat, sollte jetzt auch nicht mehr damit anfangen – es sei denn, der Look entspricht zutiefst dem persönlichen Stil. Denn die Logo-Mania hat es nicht aus der 2010er Mode in unsere Zeit geschafft.
Leggings
Hier scheiden sich die Geister. Bei Fashionistas gehören Leggings zum dritten Look, der einfach so 2010 ist, dass ihn jetzt niemand mehr sehen oder gar tragen möchte. Für andere gehören insbesondere diese bequemen Hosen zu den absoluten Basics im Kleiderschrank, die durch ihren Tragekomfort und die vielseitigen Style-Optionen immer gehen.
Girl Boss
Während die ersten Jahre des neuen Jahrtausends intensiv vom Modetrend Girly Look à la Britney Spears geprägt waren, mag die 2010er Mode es gar nicht mehr Girly. Entsprechend den neuen Ikonen steht eine selbstbewusste Fraulichkeit im Fokus. Der Style kann gut als moderne Business Uniform durchgehen, geprägt von dem angesagten Hang zum Minimalismus und souveräner Geradlinigkeit. Wie kaum ein Kleidungsstück steht dafür der aus der Mode nicht mehr wegzudenkende Blazer. Einst altbacken, erfreut er sich seit der 2010er Mode auch in der Young Fashion größter Beliebtheit. Dazu einfach ein weißes T-Shirt, eine cleane weite Jeans und Sneaker kombinieren, und aus der Trendmode des vergangenen Jahrzehnts wird im Handumdrehen 2022.
Sneakers
Es war etwa ab dem Jahr 2014, dass Sneakers zu den neuen High Heels erkoren wurden. Tatsächlich galten sie als beliebteste Schuhe des Jahrzehnts – und daran hat sich auch ab 2020 nichts geändert. Sneaker auch zu schickeren Kleidern und Röcken zu stylen, galt einst als Fauxpas und ist mittlerweile auch jenseits der Young Fashion absolut en vogue.
Anti-Fashion
Ab der Mitte des Jahrzehnts kam zunehmend sogenannte Anti-Fashion auf die Laufstege. Das sind Trends, die nicht nach Mode, Laufsteg oder Designer aussehen sollen. Dazu zählen einfache T-Shirts – vielleicht mit eindrücklichem Logo – in neutralen Farben wie Schwarz, Weiß und Beige, lässige Hosen wie Jeans und klobige Sandalen, Stichwort Birkenstocks. Es entsteht ein zeitloses und unkompliziertes Outfit, das auch gut zum zunehmenden Revival von Second Hand und DIY passt.
Tierische Sweatshirts
2011 fanden die kreativen Köpfe von Kenzo das Motiv eines Tigerkopfes von 1970 in den Tiefen ihrer Archive. Kurze Zeit darauf wurde der Tiger auf einem gemütlichen grünen Sweatshirt zum kostspieligen Kultobjekt und Modetrend. Andere Labels kamen entsprechend mit eigenen Varianten und anderen Tierarten heraus. Geblieben sind Sweatshirts mit markanten Prints.
Oversized
Es soll auch Zeiten gegeben haben, in denen Oversize nicht der Inbegriff von modern, hip und trendy war. Daran erinnert sich nur kaum mehr jemand, einfach, weil der Oversize-Erfolgszug schon so lange anhält. Noch immer lässt sich ein biederes Outfit aus Bluse und Stoffhose sofort auffrischen, indem die Bluse statt auf Figur bevorzugt etwas größer geschnitten daherkommt. Die 20er-Jahre unseres Jahrhunderts werden sogar so mutig, Ober- und Unterteil im XXL-Stil salonfähig zu machen, während ursprünglich galt: Zu einem weiten Oberteil besser ein figurnahes Pendant aus Rock oder Hose stylen – und umgekehrt.
Midi-Röcke
Die 2010er Mode hat uns die Midi-Länge zurückgebracht, die zuletzt wohl in den 50s so richtig in war. Besonders in seidigen Stoffen oder schwingendem Plissee gehören Midi-Röcke zu den Modetrends, die auch 2022/2023 gesehen sind. Ebenso gern werden sie von vielen Frauen getragen, schließlich stehen sie fast jedem. Zusammen mit einem oversized Pulli ergibt sich ein Top-Outfit für die kühle Saison, während die Wadenlänge im Sommer zu verschiedensten Tops immer eine gute Figur macht.
Fazit: 2010er Mode hallt bis heute nach
Tatsächlich bleiben manche Modetrends wahrscheinlich einfach genau deshalb erhalten: Weil wir sie gerne tragen! So bietet die Mode von 2010 für Jugend und ewig Junggebliebene zahlreiche Highlights, die das Zeug zum Klassiker mitbringen. Kein Wunder also, dass uns die damaligen Trends noch immer oder wieder begleiten.