« Wo Dresscodes noch immer ihren Zweck erfüllen »
Business Casual im Büro, festlich und elegant beim Abendball. Geht es in den Club, darf es stylisch, doch leger sein. Kleidervorschriften begleiten uns überall in der Gesellschaft – mal etwas strenger, dann wieder lockerer. Doch sind diese noch immer aktuell? Oder ist die Zeit für mehr Zwanglosigkeit anstatt starrer Kleiderordnung gekommen? Und welche Dresscodes gibt es überhaupt? Begleiten Sie uns auf eine Reise durch die Welt modischer Konventionen.
Kleider(regeln) machen Leute
Beim Begriff Dresscode schwingt ein Hauch britischer Noblesse mit. Doch tatsächlich gibt es keinen wahren Urheber für Kleidervorschriften, sind diese doch global und kulturübergreifend existent. Die Schuld lässt sich also nicht so leicht zuschieben, wenn Sie verzweifelt vor Ihrer Einladungskarte stehen und sich fragen, wie um Himmels willen Sie nun Black Tie umsetzen sollen. Stattdessen steckt in Vorgaben zu einer einheitlichen Kleidung eigentlich etwas Ur-Menschliches, und zwar der Wunsch nach Harmonie und Klarheit. Heute kennen wir eine entsprechende Kleiderordnung vorwiegend von folgenden Situationen her:
- Geschäftsleben (Business Outfit)
- Hochzeiten
- Partys und Events
- Theater und Oper
Doch im Grunde begegnet uns eine ähnliche Modevorschrift in zahlreichen anderen Bereichen. Im Sport etwa lässt sich allein durch die Kleidung schnell und leicht erkennen, wer zu welchem Team gehört. Der Zuschauer kann Mannschaften auseinanderhalten, für Spieler entsteht ein verbindendes Gefühl der Zugehörigkeit. Mode ist in der Hinsicht tatsächlich ein Symbol und ein Motivator. Ein weiteres Beispiel bieten Schuluniformen: Sie eröffnen den großen Vorteil, dass die Schüler morgens nicht lange am Kleiderschrank grübeln müssen. Ausgrenzungen aufgrund der Bekleidung entfällt, dem Unterschied im sozialen Stand der Schulkinder wird die Kraft genommen.
Alles gute Gründe, dem Dresscode eine Chance zu geben: Kleiderordnung ist nicht per se einschränkend. Vielmehr kann sie ungeahnte Möglichkeiten bieten. So stärkt ein abgestimmter Look die Harmonie. Gäste erweisen ihren Respekt, indem sie sich an die Wünsche ihrer Gastgeber halten. Sobald einmal klar ist, was hinter den oft sehr klar umrissenen Formeln der Codes steckt, erleichtern sie sogar das Styling: Veranstaltungsbesucher wissen direkt, was sie anziehen können.
Kurze Geschichte des Dresscodes
Kleidervorschriften scheinen so fest zum Menschen zu gehören wie das Tragen von Kleidung selbst. Bereits in der Antike gab es eine Kleiderordnung, um dem gesellschaftlichen Status gerecht zu werden. Seit dem Mittelalter wurden verschiedene Regeln in Europa dann sogar gesetzlich bindend. So war es Frauen in einigen deutschen Städten etwa untersagt, ihr Haar offen zur Schau zu stellen. Zu solchen Regeln zählten sogar die Privilegien der gehobenen Stände, etwa das Vorrecht, bestimmte Stoffe wie edlen Brokat oder auch Perücken zu tragen. Im Zuge der Aufklärung wurde die gesetzlich festgelegte Kleiderordnung langsam abgeschafft. Spätestens mit der Französischen Revolution hatte die Regelung von oben ein Ende. Erhalten geblieben ist davon jedoch das Empfinden einer gewissen Etikette, was sich schickt – und natürlich der ausgefeilte Dresscode im formellen Kontext sowie im Sport. Doch insbesondere das Stilempfinden unterliegt keinen weltweit einheitlichen Kleidervorschriften.
Kleiderordnung international
Wer passend angezogen sein möchte, sollte sich an die Regeln der Gastgeber halten. Das ist eine wertvolle Botschaft, die wir aus der Existenz von Dresscodes auf jeden Fall ziehen können. Doch dafür ist es entscheidend, die jeweiligen Gepflogenheiten erst einmal zu kennen. Bereits in unterschiedlichen Kulturen können verschiedene Outfits und Styles jeweils ganz andere Botschaften verbreiten – und den Weg für das eine oder andere Fettnäpfchen bereiten. Während im Iran und in Teilen der arabischen Welt etwa die Krawatte ein eher unübliches Kleidungsstück ist, gilt in Japan nur ein Krawattenträger als seriöser Geschäftspartner. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen, und das mit erstaunlichen Unterschieden je nach Nation. Wer im Ausland für ein Vorstellungsgespräch, eine Hochzeit oder auf Geschäftsreise unterwegs ist, sollte sich also dringend mit der gültigen Kleiderordnung vertraut machen.
Das Dresscode-Einmaleins
Jetzt ist die Kleiderordnung hierzulande und im europäischen Rahmen dran: Sind Sie sattelfest? Hier gibt es Nachhilfe in einem kompakten Überblick über die gängigsten acht Vorschriften für das Outfit mit Hemden, Blusen und anderen Basics.
White Tie
Hier ist der sogenannte große Gesellschaftsanzug gemeint: Darunter versteht sich für Herren der große Abendanzug mit einreihigem Frack. Dazu gehört neben schwarzer Frackhose, weißer Frackweste und schwarzen Lackschuhen natürlich die weiße Fliege, die dem Dresscode seinen Namen verleiht. Damen tragen ausschließlich ein bodenlanges Abendkleid. White Tie kommt nur abends ab 18 Uhr zum Einsatz, etwa zum Ball.
Black Tie
Steht Black Tie in der Einladung, lassen Sie die weiße Fliege im Schrank und zücken stattdessen ein schwarzes Modell. Die Kleiderordnung bezeichnet den sogenannten kleinen Abendanzug: Dazu kommt ein schwarzer Smoking, ein weißes Hemd sowie schwarze Lederschuhe. Die Dame hat neben der langen Robe auch die Option zu einem eleganten kurzen Kleid. White und Black Tie sind vorwiegend bei gehobenen Festen, zur sehr eleganten Hochzeit, zum Ball und gesellschaftlichen Events anzutreffen.
Cocktail
Anders als der Name vermuten lässt, kommt der Cocktail-Dresscode nicht unbedingt für eine entspannte Cocktail-Party in der Bar zum Einsatz. Wie bei White Tie ist hier häufig ein großer Ball das Ziel. Für Herren steckt dahinter ein dunkler, aber nicht schwarzer Anzug. Damen tragen entweder das entsprechende Cocktail-Kleid oder ein schickes Abendkleid. Das Make-up und die Frisur dürfen hier jedoch markanter ausfallen als bei Black und White Tie.
Informal & Casual
Zu entsprechenden kleineren Feiern kleiden Sie sich, wie Sie im Büro auftreten würden – informal. Souverän und elegant: etwa eine cleane Jeans zum edlen Herrenhemd oder zur schicken Bluse. Ähnliches gilt für Smart Casual Kleiderordnung, nur mit noch einem Hauch mehr Eleganz, die sich etwa in gehobenerem Schuhwerk widerspiegelt. Tatsächlich handelt es sich hier um die Dresscodes mit den wenigsten klaren Vorschriften.
Business Casual
Gängig für das eher konservative Büro ist dieser Business Look: Für Damen kommt hier vorwiegend ein unifarbenes Kostüm oder ein entsprechender Hosenanzug zum Einsatz. Der Mann trägt ein dezent gemustertes Hemd zum Anzug. Sneaker sind erlaubt!
Business Attire
Diese Kleiderordnung entspricht der typischen strengen Businesskleidung ohne Kompromisse. Dies ist der High-End-Dresscode, der bei den wichtigsten Geschäftsterminen unablässig ist. Im Bankenwesen und anderen konservativen Branchen ist Business Attire schlicht der Standard: Hemd, Sakko und Krawatte für die Herren, Blazer, Business Röcke und Bluse für die Damen.
Dos & Don’ts im Überblick
Wenn Sie auf eine Veranstaltung gehen oder einen sonstigen Termin haben, der eine bestimmte Kleiderordnung voraussetzt, dann sollten Sie sich ein paar Grundlagen bewusstmachen, um Patzer und unangenehm tadelnde Blicke zu vermeiden.
- Eine erwünschte Kleiderordnung unbedingt beachten. Sich darüber hinwegzusetzen wirkt nicht kreativ, sondern respektlos
- Bei Unklarheiten oder schwammigen Vorgaben, gerne beim Gastgeber nachfragen, das bezeugt Interesse und Anerkennung.
- Nicht allein auf Erfüllung des Dresscodes achten. Genauso wichtig ist, dass die Garderobe optimal sitzt.
- Auch ungeschriebene Gesetze beachten: Etwa die Farbwahl als Gast einer Hochzeit oder bedeckte Schultern beim Vorstellungsgespräch.
- Sind etwa beim Vorstellungsgespräch, im Büro oder einer privaten Feier keinerlei Kleidervorschriften vorgegeben, orientieren Sie sich am Charakter des Unternehmens oder der Veranstaltung sowie der Art der Location.
Insgesamt ist unser Fazit: Dresscodes sind nicht aus der Mode. Auch wenn die Gesellschaft längst nicht mehr so einzwängend ist, wie zu früheren Zeiten (zum Glück), so gibt es doch noch genug Anlässe, zu denen eine Kleiderordnung sinnvoll ist. Sie verbindet, lässt Unterschiede verschwimmen und ist immer Teil eines Ambientes, das mitunter vom anwesenden Publikum mitgetragen wird.