Der Allrounder-Stoff
Tragen auch Sie am liebsten Kleidung aus Baumwolle? Tatsächlich gehört das Material zu den bevorzugten Stoffen für Textilien, vor allem für solche, die uns hautnah kommen wie etwa Unterwäsche oder auch T-Shirts und kurze Hosen. Dank seiner zahlreichen Vorteile ist das Naturmaterial zudem das am häufigsten verwendete für die Textilherstellung. Doch was geschieht da genau und ist Baumwollkleidung überhaupt noch zeitgemäß, modern und nachhaltig? Hier gibt es die Antworten!
Simsalabim – aus Pflanzenfaser werde Kleidung!
Einer der bekanntesten, ältesten und beliebtesten Stoffe für Kleidung und sonstige Textilien ist Baumwolle. Doch was steckt da eigentlich genau im T-Shirt, wenn wir ein modernes Oberteil aus Baumwollfaser kaufen? Wer glaubt, dass dabei die Wolle auf den Bäumen wächst, liegt – richtig! Zumindest im übertragenen Sinne lässt es sich durchaus so sagen. Denn das Naturmaterial ist eine reine Pflanzenfaser. Sie lässt sich aus den Haaren der Baumwollpflanze aus der Familie der Malvengewächse gewinnen. Davon gibt es verschiedene Arten, allesamt wachsen vorwiegend in den Tropen.
Auch bei den zu 95 Prozent aus Cellulose bestehenden Faserhaaren lässt sich eine Unterscheidung vornehmen, und zwar zwischen lang und kurz. Zur Textilherstellung kommen die langen Fasern zum Einsatz, während aus den kurzen Fasern Papier oder Hygieneartikel hergestellt werden. So modern aktuelle Baumwollkleidung auch daherkommt: Tatsächlich handelt es sich um ein überaus altes Material. Denn seit mehr als 6000 Jahren wird Baumwolle für Kleidung verwendet.
Auf den Spuren der Baumwolle
Woher kommt die Baumwolle eigentlich? Die ältesten Belege für die Nutzung von Baumwollstoffen für Kleidung sind über 3000 Jahre alt und stammen aus Indien. Schon Herodot – der große Geschichtsschreiber der Antike – schwärmte von der wild wachsenden Frucht, aus der die Inder Wolle für Kleidung gewännen, deren Schönheit jene von Schafwolle bei Weitem überträfe. Die Nutzung der Kulturpflanze eröffnete den Menschen auf mehreren Kontinenten zugleich den Zugang zu Baumwollkleidung. Sowohl in Zentral- und Nordamerika als auch in Indonesien und Afrika züchteten die Völker die Pflanze unabhängig voneinander. Von Beginn an war die gefragte Baumwolle auch Tausch- und Handelsgut. Im Römischen Reich galt Baumwollstoff als echte Luxusware.
In Europa wurde die Faser um das 12. Jahrhundert bekannt, in Deutschland hielt sie durch die Handelsfamilie Fugger im 14. Jahrhundert Einzug. Ihr Status blieb jenem der Seide vergleichbar, und das bis zur Industriellen Revolution um 1850. Erst die Erfindung der Spinnmaschine machte die Verarbeitung der Garne so einfach, dass der Stoff zur Massenware aufstieg.
Von der Baumwollfaser zum Fashion-Piece
Einst erfolgten die mühsamen Arbeitsschritte wie Ernte, Trocknung und Auslese der Baumwollrohstoffe in sorgsamer Handarbeit. Heute sind diese Arbeitsschritte in der Regel mechanisiert. Maschinen beschleunigen und erleichtern heute die Ernte der Pflanzen. In den Spinnereien in aller Welt entstehen anschließend aus Pflanzenfasern ganze Garne, dann doppelt ineinander verdrehte robustere Zwirne, die später weiter veredelt oder gefärbt werden können. Die Zwirne lassen sich nun zu Stoffen verweben, aus denen Shirts, Hosen, schicke Westen sowie Hemden und Blusen hergestellt werden.
Deshalb ist Baumwollkleidung ein zeitloser Klassiker
Baumwollkleidung ist für zahlreiche Vorzüge bekannt, unter anderem für ihr angenehm glattes Hautgefühl. Diese reizarme Oberfläche des Baumwollgewebes macht den Stoff auch für Allergiker oder Menschen mit extrem empfindlicher Haut zur wunderbar tragbaren Option. Deshalb eignet sich das Gewebe hervorragend zur Fertigung all jener Textilien, die wir im täglichen Leben ständig benötigen. Unterwäsche etwa sollte im Idealfall aus der Naturfaser bestehen. Als typischer T-Shirt-Stoff ist die Faser unverzichtbar. Selbst kuschelige Pullover gibt es aus Baumwollgarn: Denn nicht jeder verträgt tierische Wolle. Die pflanzliche Alternative lässt sich ebenso aufbereiten, um einen Strick-Pullover zu fertigen. Selbst bei einer schicken Jacke, die nicht direkt auf der Haut liegt, punktet Baumwolle, etwa da sie statische Aufladung der Haare verhindert.
Folgende Eigenschaften sind überdies typisch für Baumwollkleidung:
Vorteile:
+ äußerst hautfreundlich
+ kaum Allergiepotenzial
+ luftdurchlässig
+ widerstandsfähig
+ UV-beständig
+ starke Aufnahmefähigkeit für Flüssigkeit – bis zu 63 Prozent ihres Eigengewichtes7
+ problemlos mit Textilfarbe zu färben
+ sehr dehnbar und robust
Verschiedene weitere Verfahren veredeln die Baumwolle und steigern die gegebenen Vorzüge noch weiter. Das Bekannteste darunter ist die sogenannte Merzerisation. Diese in der Mitte des 19. Jahrhunderts von dem Briten John Mercer hervorgebrachte Methode verleiht dem Gewebe etwa einen permanenten Seidenglanz und verbessert die Festigkeit noch mehr.
Aber nicht allein die Art der Weiterverarbeitung bringt deutliche Unterschiede in die Kleidung aus Baumwollgewebe. Bereits in der Rohware gibt es starke Schwankungen, die sich folglich wieder auf den späteren Kaufpreis, aber auch die Qualität der Erzeugnisse übertragen. Dazu gehören:
- möglichst hohe Faserlänge
- besser handverlesen versus maschinell gepflückt
- Ursprungsfarbe zwischen cremig weiß bis schmutzig grau
- Reißfestigkeit
- Feinheit
Kleidung aus Baumwolle in modernen Klimafragen
Dass Baumwolltextilien für unsere Bedürfnisse in Sachen Tragekomfort erste Wahl sind, steht somit außer Frage. Ebenso erweisen sie sich hinsichtlich Fashion-Trends als absolut modern. Aber sind sie das auch in Bezug auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz?
In der Tat entsteht ein Konflikt aus der immer größer werdenden Nachfrage nach Naturmaterialien wie Baumwollkleidung und den Ressourcen unserer Umwelt. Zwar handelt es sich um eine nachwachsende Quelle, das ist schon einmal gut. Allerdings muss diese auch irgendwo angebaut werden. Das wirft die Platzfrage auf: Immer mehr Baumwollplantagen verbrauchen auch natürliche Lebensräume. Zudem muss jede Pflanze bewässert werden. Sowohl dieses Bedürfnis als auch die weiteren Verarbeitungsschritte konsumieren viel Wasser, das in anderen Bereichen der Welt immer knapper wird. Was also tun? Wer einmal die Vorteile hochwertiger Naturmaterialien auf der Haut für sich entdeckt hat, wird dann nicht auf Synthetikfaser umsteigen wollen – oder gar müssen. Bio-Baumwollkleidung kann die Antwort sein!
Bio-Baumwolle – der Stoff, aus dem faire Kleidung gemacht ist
Zu den Hauptfaktoren, die den Unterschied in Bezug auf Nachhaltigkeit ausmachen können, gehört die Herkunft der Baumwolle. Denn nur hinter zertifizierter Bio-Baumwolle steht der Anspruch, den beliebten Modestoff im Einklang mit der Natur zu gewinnen. Die Bio-Bauern müssen sich an strenge Richtlinien halten, etwa bei der Nutzung der Anbauflächen oder der Art der Düngemittel. Ein wesentlicher Vorzug: Bio-Baumwolle wird mit weniger Wasserbedarf angebaut. Daraus allein entsteht sicher auch noch nicht die revolutionäre Antwort auf alle Kritikpunkte. Aber wer sich Gedanken um mehr als seine eigene Haut macht, tut mit Bio-Baumwolle auf jeden Fall einen Schritt in die richtige Richtung.