Der Slacker Chic ist wieder im Trend. Vor allem Männer lieben diesen entspannten Bekleidungsstil, der scheinbar mühelos anzuwenden ist. Was sich hinter dem Begriff verbirgt und wie man den gemütlichen Look richtig stylt, ohne zu leger auszusehen, erfahren Sie hier.
Was bedeutet Slacker Chic eigentlich?
Der Name ist eigentlich ein Paradoxon: Die deutsche Übersetzung des englischen Wortes „Slacker“ bedeutet nämlich „lustlos“ oder „schlaff“ und steht im absoluten Kontrast zu dem Bedürfnis, sich „chic“ zu machen. Als Slacker werden Personen bezeichnet, die in ihrem Leben eine geringe Anpassungs- und Leistungsbereitschaft zeigen und wenig Ehrgeiz für schulisches oder berufliches Weiterkommen an den Tag legen. Man könnte den Begriff auch mit „Faulpelz“ übersetzen. Positiv formuliert leben diese Menschen ausgesprochen unkonventionell und verzichten auf Statussymbole sowie auf sozialen Aufstieg. Da sie dem äußeren Erscheinungsbild keinen besonderen Wert beimessen, passen sie sich bei formellen Anlässen nicht an, sondern erscheinen auch dort im lässigen Freizeit-Outfit. Kommt Ihnen das bekannt vor?
Ursprung in der Jugendkultur und Musikszene
Der Begriff stammt ursprünglich aus Amerika und bezeichnete Männer, die den Wehrdienst verweigern wollten. Später tauchte das Wort wieder in der Jugendkultur auf. Musikstile wie Grunge und Indie-Rock prägten die Mitte der 1980er Jahre. Als der Musiker Beck seine Single „Loser“ mit großem Erfolg veröffentlichte, wurde er von seinen Fans zum Anführer der „Slacker-Bewegung“ gekürt. Sein musikalisches Bekenntnis, ein Verlierer zu sein, machte den Enkel des Fluxus Künstlers Al Hansen zum Superstar des Indie-Rocks. Becks typischer Look mit langem Haar und Karohemden wurde millionenfach von den Fans kopiert und später kommerziell ausgeschlachtet. Auch die Mitglieder der Kultband Nirvana waren für ihren Slackerstyle auf der Basis von karierten Flanellhemden bekannt. So entwickelte sich die Alltagskleidung der kanadischen Holzfäller zum Dresscode der Musikfans.
Filme machen Mode
Mode wird nicht nur stark durch die Musikkultur geprägt, sondern kann auch durch stilprägende Filme beeinflusst werden. Der deutsche Titel des Films „Slacker“ (1991) von Richard Linklater lautet „Rumtreiber“ und der Name ist Programm: Der Film verdeutlicht das typische Lebensgefühl und den Bekleidungsstil von entspannten, leicht verpeilten Menschen ohne jeglichen Ehrgeiz. Einen idealtypischen Vertreter spielt Jeff Bridges in seiner wunderbaren Rolle als Dude in „The Big Lebowski“. Der faule und unbeabsichtigt komische Arbeitslose wechselt in dem Film nur selten die Outfits. Zu Hause lungert er solange wie möglich in schlabbrigen T-Shirts, gestreiften oder karierten Pyjamashorts und Morgenmantel auf dem Sofa herum, in der Hand einen alkoholischen Cocktail.
Trifft er sich mit Freunden zum Bowling wirkt es so, als hätte er nur den Bademantel gegen eine ausgeleierte Kapuzen-Sweatjacke ausgetauscht. Weitere Lieblingsstücke sind ein senfgelbes Rundhals-Sweatshirt und ein Grobstrick-Cardigan mit Ethnomuster. Selbstverständlich trägt der faule Knochen lange, ungekämmte Haare und eine coole Sonnenbrille. Mit diesem Look ist der Antiheld Lebowski zum sympathischen Symbol für den Widerstand gegen die Leistungsgesellschaft geworden. Sein Bekleidungsstil im Film dient heute als Inspiration für Streetwear im Slackerstil.
Was den Slacker Chic so beliebt macht
Was in der Jugendkultur der 80er und 90er Jahre noch Ausdruck einer inneren und äußeren Rebellion war, hat sich heute zu einem beliebten Modestil in der Streetwear entwickelt. Jemand behauptete einmal, der Slacker Chic sei für Menschen gemacht, die zwar wie ein Penner aussehen, aber nicht so riechen wollten. Was macht den Reiz des Looks aus, der alles, nur nicht schick sein will? Zunächst einmal benötigen Sie nicht viel Zeit, um die Outfits zusammenzustellen. Ein paar Basic-Kleidungsstücke in zurückhaltenden, verblassten Farben im Kleiderschrank genügen für den unangestrengten Alltagslook, der herrlich bequem ist. Übergroße Oberteile und weitsitzende Hosen verstecken außerdem den kleinen Bauchansatz oder die Hüftrollen, die durch den gemütlichen Lebensstil entstanden sind. Wer sich zu feierlichen Anlässen keine Gedanken macht und einfach sein Freizeit-Outfit mit Hoodie und ausgebeulter Jeans trägt, hat den Kopf frei für die wesentlichen Dinge im Leben. Vielleicht arbeiten Sie ja gerade an einer Musiker-Karriere?
Moderne Streetwear statt Penner-Chic
Heute ist die entspannte Streetwear wieder im Trend. Mit schlichten T-Shirts, Sweatjacken und weiten Hosen oder Shorts kann man viele unkomplizierte Looks erstellen. Neutrale Farben wie Naturtöne, Grau und Blau gehören ebenso zu dem typischen Style wie schlichte und lockere Schnitte, die nicht einengen.
Key-Item für den unaufgeregten Modestil sind Holzfällerhemden. Die gemütlichen Oberteile aus Flanell haben sich zu Lieblingsstücken tiefenentspannter Männer gemausert und sind vielseitig tragbar.
Die Evergreens unter den Hemden können sowohl geschlossen als auch offen als Jacke über einem T-Shirt getragen werden. Zusammen mit einer lässigen Cordhose und kernigen Boots oder coolen Skaterschuhen wird das Outfit rund. Ob kleinkariert oder mit großem Karo versehen: Karierte Hemden im Holzfäller-Look sind in einer fast unbegrenzten Auswahl an interessanten Farbkombinationen zu haben. Modefans würden für ein stimmiges Bild einen der Farbtöne bei einem kombinierten Kleidungsstück wieder aufgreifen. Ein modischer Faulpelz hingegen legt sich entspannt zurück und entscheidet aus dem Bauch heraus.
Styling-Tips für einen Stil zu geben, der absichtlich nachlässig aussehen will, ist eigentlich unmöglich. Um die angestrebte Lässigkeit auszustrahlen, darf das Styling nie gewollt aussehen. Wenn die Farben der Kleidungsstücke zu gut aufeinander abgestimmt sind oder die Logos bekannter Luxusmarken auf dem T-Shirt prangen, haben Sie den Grundgedanken des Slacker Chic nicht richtig verstanden. Stay tuned und modisch immer schön entspannt bleiben!